Was Urteile über den Körper mit uns machen
Bereits zum zweiten Mal hat einer meiner Beiträge in den sozialen Medien zum Thema «Fett wegmachen, obwohl es nichts zum wegmachen gibt» grosse Wellen geworfen. Einige LeserInnen haben es als diskriminierend empfunden, dass eine junge, gutaussehende und schlanke Frau als Beispiel für Fettreduktion auf einem Schaufenster präsentiert wird.

Und weil dieses Bild bzw. das dazugehörige Schönheitsinstitut direkt neben einer Grundschule steht…

Tagtäglich laufen Kindergärtner und Grundschüler an diesem Bild vorbei- was macht das wohl mit den Kindern? Was geschieht in ihren Köpfen wenn suggeriert wird, dass eine schlanke Frau zu fett ist?

Man kann sich über diese Werbung aufregen. Aber man kann auch- wie eine Leserin vorgeschlagen hat- die Kinder für ihren Körper sensibilisieren!

Und wie macht man das?
Kinder lernen durch ihre Vorbilder! Für mich bedeutet dies, dass wir Erwachsenen uns selbst einmal klar darüber werden dürfen,

  • wie bzw. was denke ich über meinen Körper?
  • wie empfinde ich mich in meinen Körper?
  • welche Gefühle habe ich gegenüber meinem Körper?
  • wie handle ich bezüglich meines Körpers?

Egal ob es sich um eigene oder fremde Kinder handelt- sie spüren intuitiv, wie wir in unserem Körper daheim sind und wie wir mit unserem Körper umgehen.

Im Körper verankert sein
Auch für uns Erwachsene spielt es eine enorm grosse Rolle in Bezug auf Wohlbefinden, Widerstandsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit sowie für unsere seelische Gesundheit, wie wir in unserem Körper verankert sind!

Das ist gar nicht so einfach- weil wir das meistens nicht gelernt haben, ebenso wenig wie unsere Eltern und Grosseltern. In meiner Arbeit geht es auch darum, Worte für das Erlebte und gespürte zu finden. Uns fehlt schlichtweg der Wortschatz. Mit der Zeit lernen meine Kundinnen und Kunden, nicht nur Worte zu finden, sondern auch zu differenzieren: handelt es sich um eine Körperempfindung? Handelt es sich um ein Gefühl oder nehme ich jetzt einen Gedanken wahr? Die Fähigkeit genau wahrzunehmen gibt Orientierung und bringt eine gesunde Sachlichkeit mit sich. Das ist auch gut so, weil es für viele Menschen mit ihrem Körper gar nicht so einfach ist…..

Eine differenzierte Selbstwahrnehmung gibt Handlungsspielraum
Was mit der Übung ausserdem möglich wird, ist die bewusste Wahrnehmung der unterschiedlichen Ebenen (Denken-Fühlen-Empfinden-Handeln) im Alltag. Wir lernen uns selbst also noch besser kennen und bekommen so direkteren Zugang zu eigenen Bedürfnissen.

Viele Menschen üben ihre Körperwahrnehmung beim Sport, beim Yoga oder im Tanz. In diesen Momenten sind sie sehr bei sich, nehmen sich gut wahr und können intensiv Empfinden. Ausserhalb dieser Rahmenbedingungen- also im Alltag, bei der Arbeit oder im Zusammensein mit den eigenen Kindern, geht diese Selbstwahrnehmung meist flöten.

Genau da liegt der Hund begraben– je unbewusster wir im Alltag unterwegs sind, umso weniger sind wir im Körper. Wir merken dann nicht, dass wir schlecht über uns oder unseren Körper denken. Wir nehmen nicht wahr, dass es jetzt einfach mal genug ist und wir eigentlich eine Pause bräuchten.

Und dann spazieren wir an einem Schaufenster mit einer jungen, schlanken Frau vorbei, welche zu fett sein soll. Dann fühlen wir uns plötzlich getroffen- und wachen glücklicher weise auf! Gott sei Dank!

Tipps für den Alltag:

  1. Nimm dir einmal täglich Zeit dafür, wie du über deinen Körper denkst– im gegenwärtigen Moment.
  2. Nimm dir einmal täglich Zeit dafür wahrzunehmen, wie du dich in deinem Körper empfindest– weit, vital, beweglich, müde, energiegeladen, verspannt, schief, ausgeglichen etc.
  3. Nimm dir einmal täglich Zeit dafür wahrzunehmen, welche Gefühle du gegenüber deinem Körper empfindest- Freude, Ekel, Lust, Dankbarkeit, Neugierigkeit, Traurigkeit etc.
  4. Nimm dir einmal täglich Zeit dafür, wie du bezüglich deines Körper handelst-nimmst du ihn bewusst wahr, gehst du immer wieder über seine Grenzen, pflegst und formst du ihn oder hast du ihn auch lieb bzw. gelingt es dir, deinen Körper zu akzeptieren, wie er halt gerade ist?

Je mehr du übst, umso mehr wirst du wahrnehmen. Das hilft den Kindern in deinem Umfeld weil sie merken- es geht hier um die Schärfung der Wahrnehmung und NICHT um das Vergleichen und Beurteilen!!

Viel Spass beim Üben smile

Merkst du grosse Unsicherheiten im Üben? Dann hole dir professionelle Hilfe. Das braucht vielleicht ein bisschen Mut, hat aber nichts mit Schwäche zu tun!

Willst du mehr über das Thema erfahren?

Kontaktiere mich über info@anneliese-balmer.ch und ich freue mich von dir zu hören.

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