Wie tänzerische Arbeit in der Prophylaxe hilfreiche Dienste erweist
Als Krankenschwester in Ausbildung hatte ich bereits in jungen Jahren ein fundiertes Wissen über den Körper. Den Körper dann auch zu spüren, wahrzunehmen, ist etwas ganz Anderes!
Und wenn ich an mich als junge Frau zurück denke muss ich sagen, mir war nicht einmal bewusst, dass ich meinen Körper nicht richtig spürte- ausser er schmerzte oder wies Fehlfunktionen auf.
Eines meiner Haupttools, mit dem ich arbeite, sind tanztherapeutische Interventionen.
Warum Tanztherapie sehr wenig mit Tanzschritten oder dem Erlernen bestimmter Tanzstile zu tun hat, möchte ich anhand meines eigenen Weges zur Tanztherapeutin beschreiben.
«Ich kann nicht tanzen!!»
An vieles aus meiner Kindheit kann ich mich nicht erinnern. Ich mochte Musik und summte oft vor mich hin. Ob ich mich gerne bewegte weiss ich nicht mehr. Die Turnstunden waren für mich jedenfalls nicht sonderlich der Hit. Ich empfand mich, besonders in der Pubertät, als «Bewegungstubeli», wie man so schön in der schweizerdeutschen Sprache sagt. Also wenig bewegungsbegabt. Wenn ich mich bewegte, dann war es Radfahren oder mit meinem Pflegepferd ausreiten. Tanzen konnte ich mir nicht vorstellen.
Nach meiner Erstausbildung war ich in einen neuen Ort gezogen und lernte eine Tanzpädagogin, Choreographin und Tanztherapeutin kennen. Sie bot Tanzstunden an und lud mich dazu ein, in ihre Gruppe einzusteigen. Von Ausdruckstanz und Tanzimprovisation hatte ich bis dato keine Ahnung. Aber ich war neugierig und wagte den Einstieg.
Die Frauen in der Tanzgruppe waren teilweise schon jahrelang mit dabei, sie waren sehr nett und zuvorkommend, was mir den Einstieg in das neue Gebiet erleichterte. Dennoch fragte ich mich lange Zeit immer wieder, was ich da eigentlich machte. Ich glaubte, das alles nie lernen zu können- ich war schliesslich schon 23 Jahre alt!
Glücklicherweise fühlte ich mich sehr wohl mit der Tanzlehrerin und in der Gruppe. Und ich begann sogar zweimal wöchentlich zu tanzen und probierte noch andere Tanzrichtungen und Tanzlehrerinnen aus.
Mit der Zeit stellte ich Veränderungen an meinem Körper fest
Natürlich macht Übung den Meister. Folglich wurde ich immer geschickter was die Koordination, Schrittfolgen und Abläufe betraf. Ich wurde beweglicher, kräftiger, fitter und kreativer.
Aber vor allem begann sich mein Kreislauf zu stabilisieren (ich hatte immer wieder starke Blutdruckabfälle bis hin zur Ohnmacht), mir wurde es kaum noch schwindelig!
Meine Körperhaltung veränderte sich, ich lief viel aufrechter durch die Gegend und gewann an Selbstbewusstsein. Ich begann meinen Körper und meine Gefühlswelt besser zu verstehen.
Durch das Kennenlernen meines Körpers, seiner Möglichkeiten und seiner Grenzen lernte ich mich besser zu entspannen und mit meinen ein- bis zweimal monatlichen, migräneartigen Schmerzzuständen besser umzugehen. Ich war nach wie vor in diesen Momenten auf Schmerzmedikamente angewiesen, fühlte mich jedoch mental stärker, da ich eine gewisse Selbstwirksamkeit erlebte durch das neue Körpererleben infolge tänzerischer Bewegung.
Der Grundstein zur therapeutischen Ausbildung war gelegt
Die Begeisterung über die kraftvolle Wirkung des Tanzes liess mich die Entscheidung fassen, mich zur Tanztherapeutin ausbilden zu lassen. Da ging das Lernen über mich selber richtig los. Was in den Tanzstunden angetippt wurde und in Bewegung kam, vertiefte sich in den zahlreichen Lehrtherapiestunden, die wir für den Abschluss der Tanztherapieausbildung vorweisen mussten.
Ich lernte meine Gefühle besser kennen
Das ewige Bewerten, was wohl andere von mir denken reduzierte sich durch das Tanzen. Es wurde immer weniger wichtig, weil ich bei mir bleiben konnte. Ich gewann an Selbstvertrauen, wurde mutiger und geistig flexibler!
Durch den neu erlernten Zugang zu meiner Gefühlswelt begann ich meine wahren Bedürfnisse kennen zu lernen! Und ich lernte auch, mich für meine Bedürfnisse nicht mehr zu schämen sondern mich dafür einzusetzen.
Auch die Gedanken wollen gesehen werden
Ich gehörte ganz klar zu dem Grossteil der westlichen Bevölkerung, die sehr kopflastig ist. Alles dachte ich bis in’s Detail durch. Ich dachte viel darüber nach, was gut für mich sein könnte- anstatt zu fühlen oder spüren, ob es denn wirklich so ist. Ich studierte anstatt mich wahrzunehmen geschweige denn auszuprobieren und in die Erfahrung zu gehen!
Zu oft merkte ich überhaupt nicht einmal, dass ich die ganze Zeit denke. Bei genauerem Erforschen kristallisierte sich dann auch heraus, dass ich Haufenweise negatives Gedankengut wälzte. Negative Gedanken bewirken das Auslösen von Stresshormonen!
Durch die Arbeit mit dem Körper lernte ich also den Kopf zu entlasten. Er konnte endlich eine Gedankenpause einlegen und die Ausschüttung von Stresshormonen begann sich zu reduzieren!
Egal ob wir uns mit der Arbeit beim Körper, bei den Gedanken oder bei den Gefühlen befinden, wir lernen was es bedeutet, bei uns anstatt im Aussen fokussiert zu sein. Wir lernen mit uns selbst umzugehen anstatt und abzulenken mit Medienkonsum, Essen, dem Konsumieren von Alkohol, Drogen oder anderen Substanzen etc.
Mein persönliches Anliegen in meiner Arbeit ist die Alltagstauglichkeit! Tanztherapie ist keine «nice-to-have»- Therapie sondern ein fundiertes und ganzheitliches Tool, um sich selbst besser kennen und mit sich umgehen zu lernen. Um somit angstfreier und klarer in den Kontakt mit der Umwelt zu gehen.
Die Tanztherapie ist zudem eine handlungsorientierte Therapieform, die ebenso zur Prophylaxe angewandt wird. Es wird nicht nur gesprochen, sondern auch gleich umgesetzt. So können beispielsweise innere Blockaden zum Vorschein kommen- und bearbeitet werden.
Sprache ist auch in einer nonverbalen und kreativen Therapieform essentiell
Die Sprache ist trotz aller Körperorientiertheit von grosser Wichtigkeit. Die Erfahrungen durch die Körper- und Bewegungsarbeit werden vertieft und verankert dadurch, dass Worte dafür gefunden werden. So vertieft sich auch der Prozess. Das Kind wird beim Namen genannt und die Erfahrungen an den eigenen Alltag adaptiert, damit die Umsetzung und Übertragung in’s eigene Leben gelingt.
Das ist auch der Unterschied zum Tanzen als Sport und in der Freizeit- das tut zwar gut und hat mit Leistung und Spass zu tun. Nach der Tanzstunde ist es dann aber meist auch einfach bald fertig und geht nicht mehr weiter.
Die Tanztherapie geht bis in die Tiefe des Menschen und bringt ihn auf seinem Lebensweg und in seiner Persönlichkeitsentwicklung weiter!
Wenn Du tiefer in die tanztherapeutische Arbeit eintauchen willst, kontaktiere mich unter info@anneliese-balmer.ch
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